Galerie und Geschichte der Baukurse im Tessin

Von 1986 bis 2006 fanden die Baukurse im Motel Ponte Tresa statt. Oberhalb des Motels befand sich die Casa Jasmin, in deren Erdgeschoss sich der Kurs-Arbeitsraum befand.

Die SBB Re 4/4 wurde zum Führen der beliebten "Leichtschnellzüge" gebaut, Achslast nur 14 t. Als Vorbild diente der SBB die bewährte BLS Ae 4/4. Das Original, erstmals 1946 in Betrieb genommen, hatte ein Gewicht von 57 t, eine Leistung von 2'480 PS und erreichte eine Geschwindigkeit von 125 km/Std. Die ersten Lokomotiven (Nr. 10001 - 10026) hatten Fronttüren. Ab dem Jahr 1950 wurden die Lok ohne Fronttüren gebaut (Nr. 10027 - 10050). Ab dem Jahr 1963 wurden auf einer Seite Düsen-Lüftungs-Jalousien angebracht, die hintere Führerstandstüre zugeschweisst und die Treppe entfernt, wodurch eine sitzende Bedienung möglich wurde. Die ersten Lok waren grün, später wurden einzelne Lok im TEE-Anstrich, auch in rot, blau und hellgrün gespritzt.

Die Vierstrom-Triebwagenzüge  RAe TEE II "Gottardo" wurden von der SBB ab 1961 in Betrieb genommen, und ab 1966 auf sechsteilige RAe-Züge erweitert. Die Länge beträgt 149,76 Meter, das Gewicht 296 Tonnen, die Höchstgeschwindigkeit 140 km/Std.

Die 50 Bausätze in Spur 0 wurden ab dem Jahr 1993 von Werner Rohr ganz aus Metall hergestellt. Das Vorbild wurde von Christian Mühlhauser gebaut. Von ihm stammten auch die Schleudergussteile für Drehgestelle und Pantos. Das Modell hat gefederte und kugelgelagerte Achsen und als Antrieb vier Faulhaber-Motoren.

 

Bild: RAe TEE II in Spur 0, von Theodor Rohrer, auf der Clubanlage in Hindelbank

Der Kursleiter Werner Rohr hatte immer gute Ideen, wenn beim Bauen Probleme auftraten

Noch nicht alle 50 TEE - Bausätze von Werner Rohr sind fertig gebaut

Die erste Ae 6/6 "Gotthardlok" oder "Kantonslok", Nr. 11401 "TESSIN", wurde 1952 von der SBB in Betrieb genommen. Bis Nr. 11425 folgten die weiteren Kantone, mit Nr. 11426 - 11450 die Kantons-Hauptstädte, mit Nr. 11451 - 11520 grössere Ortschaften. Dienstgewicht 124 t, Leistung 5'830 PS, Höchstgeschwindigkeit 125 km/Std (Nr. 11414: 200 km/Std).

Von dieser Lokomotive hat Werner Rohr ab 1993 total 250 Bausätze für die Kurswochen im Tessin gebaut. Anfänglich waren Dach und Fronten aus Schleuderguss, die Seiten aus gefrästem Messing, die Antriebe je Achse mit einem schweizer Glockenanker-Getriebemotor, HRF-Zahlen und -Buchstaben, Siebdruck. Später wurden für die Gehäuse unter Mitwirkung von Albert Lang Ätzplatten verwendet, zudem neue Panto, Räder mit Stahlbandagen, neue Puffer, sechs Faulhaber-Getriebemotoren und eine angetriebene De Limom Spurkranz-Schmierpumpe. Der gesamte Bausatz umfasste 704 Bauteile. Die Bauzeit betrug etwa 600 Arbeitsstunden.

Bild: Städtelok Ae 6/6 "Stadt Luzern" von Theodor Rohrer

Der RAe 4/8 SBB Schnelltriebwagen "Churchill-Pfeil“ Nr. 1021, dieses einmalig hergestellte Fahrzeug, wurde an der Landesausstellung 1939 in Zürich ausgestellt. 1946 wurde Sir Winston Churchill mit diesem eleganten Triebwagen durch die Schweiz gefahren. Das Fahrzeug wiegt 93 Tonnen, hat  1'140 PS, fährt maximal 150 km/Std und hat 112+6 Sitzplätze 1.Klasse.

Das Modell hat ein geätztes Ganzmetall-Gehäuse, Fronten Galvaform, kugelgelagerte und gefederte Drehgestelle. Als Antriebe wurden Faulhaber-Motoren, später Maxon-Motoren verwendet.

 

Bild: RAe 4/8 in Spur 0, von Werner Rohr, auf der Clubanlage Hindelbank

Der Neigezug RABDe ICN der SBB wurde im Jahr 2000 in Betrieb genommen. Nebst der Kurven-Neigetechnik ist auch der Antrieb neu: Angetrieben werden die zur Wagenmitte hin liegenden Achsen jedes Drehgestells des Spitzen- und des Schlusswagens Bt sowie der angrenzenden B-Wagen.

Der siebenteilige Modellbausatz von Werner Rohr hatte einen vorgebogenen Kasten aus Metall, der Kopf wurde in Galvaforming hergestellt. Die fertigen Wagenkästen neigen sich vorbildgerecht in den Kurven.

Die Be 4/6 wurden in den Jahren 1920 (Nr. 308 BLS,  Nr. 309 - 314 GBS) und 1924 (Nr. 315 - 317 BN) in Betrieb genommen. In den Jahren 1954 - 1956 wurden sie durch Entfernung der Laufachsen und Vorbauten in Ce 4/4 umgebaut. 1958 - 1964 wurden zur Verbesserung der Fahrmotorkühlung zwei Düsengitter in die Seitenwände eingebaut. Das Original wog 64 t, leistete 1'000 PS und hatte eine Höchstgeschwindigkeit von 65 km/Std.

Die 20  Bausätze in Spur 0 hatten ein geätztes und vorgebogenes Gehäuse (Werner Rohr), "spitzenförmige" Frontlampen, der ganze Unterbau wurde von Rudolph Walther in Messing gefräst, der Antrieb erfolgte mit zwei Faulhaber-Motoren.

 

Bild: Ce 4/4 in Spur 0 von Theodor Rohrer, auf der Clubanlage Hindelbank

Seit dem Jahr 2007 werden die Baukurse, seit 2017 auch Bauwochen ohne Kursleitung, in Pura durchgeführt, im Centro Paladina. Dieses liegt in einer 85'000 Quadratmeter grossen, mediterranen Parkanlage. Vom Hauptgebäude, in dem sich auch das Restaurant befindet, führt ein Strässchen nach unten zur Casa di Famiglia, mitten durch die Rebberge. Dort, im Erdgeschoss, befindet sich die Sala Creativa, der Arbeitsraum für die Modellbauwochen. Nebst dem grossen und hellen Arbeitsraum stehen noch zwei kleinere Räume für die grossen Maschinen zur Verfügung.

Im Arbeitsraum hat es zehn stabile Tische, Lampen, Stühle. In den Nebenräumen hat es zwei gute Bohmaschinen, ein Drehbank, eine grosse und eine kleine Fräsmaschine, zwei Schleifmaschinen, eine Schneidemaschine, eine Spritzkabine, auch für K2, und eine Sandstrahlkabine.

Der Vorplatz vor dem Arbeitsraum steht den Teilnehmer für Arbeiten und Pause zur Verfügung

Pura und seine Umgebung laden täglich ein zu einer Morgenwanderung ein

Die Stationstraktoren Te I der SBB wurden zwischen 1937 und 1955 in Betrieb genommen. Mit kleinen Änderungen wurden 60 Einheiten gebaut. Auch einige Privatbahnen (BLS, EBT, HB, GFM) arbeiteten mit diesen praktischen Fahrzeugen. Anfänglich war eine Wurfhebelbremse vorhanden. Ab 1950 derfolgte der Umbau auf die Luftdruckbremse, sichtbar am Kompressorenkasten auf der Ladefläche, wodurch die Höchstgeschwindigkeit von 45 auf 60 km/Std erhöht werden konnte. Die Nr. 248 - 250 besassen zudem eine Akkumulatoren-Batterie samt Ladeeinrichtuhng zum Einsatz auf Geleisen ohne Fahrleitung. Bei den Nr. 44 - 60 wurde das Dach über die Plattform verlängert.

Die Modellbausätze hatten gefräste Messingbleche, die Achsen waren gefedert und mit Neusilber-Speichenräder versehen. Der Antrieb erfolgte wie im Vorbild über eine Achse mit Triebstangen zur zweiten Achse.  Ein schweizer Glockenanker motor, untersetzt 1 : 36, verlieh dem über 700 Gramm schweren Fahrzeug eine enorme Zugkraft.

 

Bild: Te I in Spur 0, mit langem Dach, von Kaspar Rohrer

 

 

Bild: Te I in Spur 0, mit kurzem Dach, von Theodor Rohrer

Im Februar 1997 stellten die SBB den neuen Intercityzug, den IC 2000 Doppelstockzug, anlässlich einer Pressefahrt erstmals der Öffentlichkeit vor. Seither sind die Wagen als achtteilige Interregio Pendelzüge mit Bistrowagen oder neun- bis zehnteilige Intercity mit Speisewagen und einer Re 460 unterwegs.

Die Bausätze für die Modelle in Spur 0 (Werner Rohr) bestanden aus einem geätzten, fertig gebogenen Metallgehäuse, Fensterrahmen wurden eingesetzt. Das Fahrwerk bestand aus modifizierten EW IV - Drehgestellen von Hermann, die Wagenböden aus einer Aluminiumplatte, die Inneneinrichtungen aus ABS Kunststoffplatten, die Sitze von Hermann.

Vom Gepäcktriebwagen  BDe 2/4 wurden 1932/3 für die EBT 11 Stück und einer für die SMB gebaut.Die Leistung entsprach genau 50% der Be 4/4. Die Vielfach- und Fernsteuerung erlaubte die Bildung von Pendelzügen mit den ABt 321 - 324. Sie wogen 59 t, leisteten 800 PS und fuhren bis 80 km/Std. Der Einsatz des BDe 2/4 nach Wasen im Emmental führte zur Bezeichung "Wasenmareili" für dieses Fahrzeug.

Das Modell, nach dem Vorbild der 1960er Jahre gebaut, hat zwei Maxonmotoren.

Die fünf Triebwagenzüge ABDe 4/8 "Blauer Pfeil" wurden 1964 in Betrieb gesetzt: Nr. 751 BLS, Nr. 752 SEZ, Nr. 753 GBS und Nr. 754 + 755 BN. Sie waren mit der Vielfach- und Fernsteuerung SBB System III ausgerüstet und konnten unter sich und von den Steuerwagen 950 - 991 aus bedient werden. Sie wogen 96 t, hatten vier Fahrmotoren, leisteten 1'600 PS, fuhren bis 125 km/Std und hatten total 128 Sitzplätze. Sie wurden im Jahr 2003 ausrangiert.

Der Bausatz für dieses Modell wurde von Hans Lei hergestellt und im ersten, von Hans Lei angebotenen Baukurs in Pura, zum Bau angeboten.

 

Bild: ABDe 4/8 "Blauer Pfeil" in Spur 0, von Theodor Rohrer, auf der Clubanlage Hindelbank

Die neuen Personen-Rangierlok Ee 922 "Papamobil" von Stadler Rail wurden 2009 - 2010 an die SBB ausgeliefert. Sie ersetzten die Stangenrangierlokomotiven Ee 3/3 in grösseren Bahnhöfen.

Das Modell hat gefederte Achsen, einen Faulhabermotor mit 2,6 W Leistung, das Gehäuse gefräst aus Messing- und Kupferblech, Einholm-Pantograf, Spitzenlichter, Federpuffer und Modellkupplungen. Hergestellt wurden von Werner Rohr 30 Bausätze für Erwachsene und 20 Bausätze für Schüler.

Der Leichttriebwagen Ce 2/4 Nr. 787, "Chrotteschnure", wurde 1935 in Betrieb genommen und erfreute sich sofort grosser Beliebtheit und erhielt den Übernahmen "Blauer Pfeil". Später wurde er wegen dem Aussehen der Front al "Chrotteschnure" bezeichnet. Erbauer des Wagenkastens war die SIG. Das Gewicht betrug 35 t, die Leistung 300 PS, die Höchstgeschwindigkeit 90 km/Std und die Sitzplatzzahl 57+8.

Das Modell ist gefräst und grösstenteils aus Messing, angetrieben mit zwei Faulhaber 13/19 Motoren, vorbildgerecht nur auf eine Achse pro Drehgestell. Antriebsblock und Aussenlager sind gefedert, die Achsen sind kugelgelagert. 15 verschiedene Schleudergussteile gehörten auch zum Bausatz von Werner Rohr.

 

Bild: Ce 2/4 "Chrotteschnure" von Theodor Rohrer, auf der Clubanlage Hindelbank

Am 02.11.2012 feierten in Pura zahlreiche damalige und ehemalige Kursteilnehmer das Jubiläum "Werner Rohr - 60 Jahre Modellbau". Walter Oerly würdigte in seiner Laudation die grossen Verdienst des Modellbauers Werner Rohr: (Zitat)

"Natürlich steckt in allem was er tut harte Arbeit, Fleiss und Zielstrebigkeit. Daneben aber versteht er es, überraschende Lösungen und Ideen zu finden und sich so von keinem Problem unterkriegen zu lassen. Erschwingliche Materialien und Konstruktionsprinzipien machen seine Bausätze erst möglich.    -    Und damit sind wir bei Werner's wichtigstem Talent angelangt: Seine Fähigkeit, die verschiedensten Menschen nach ihrer eigenen Façon selig werden zu lassen, so dass sie am eigenen Tun grosse Freude haben, auch wenn es nicht perfekt ist.   -   Für die Jugend schuf er preisgünstige Kurse und einfache Bausätze.  -  Im Namen der ganzen Korona danke und gratuliere ich."

Werner Rohr hat seine Modellbautätigkeit Ende 2016 eingestellt.

Die Niederflur-Nahverkehrszüge RABe 525, "NINA", wurden zwischen 1998 und 2005 von den BLS beschafft, als zwei- bis vierteilige Triebzüge. Der Antrieb erfolgt durch zwei Triebdrehgestelle under den Führerständen, zwischen den Wagen sind Jakobsdrehgestelle. Die vierteilige Einheit wiegt 78 t, ist 61,9 Meter lang und fährt maximal 140 km/Std.

Werner Rohr hat 10 vierteilige Bausätze hergestellt, in Messing.

Jeder Teilnehmer an den Kursen und den Bauwochen nimmt sein "kleines" Arbeitswerkzeug-sortiment selbst mit (Lötstation, Zangen, Feilen, Handbohrmaschine, usw.)

Auch ganz alte Bausätze werden noch verwendet: Hier der FRISA-Bausatz des RAe 2/4  1001 "Roter Pfeil", gebaut von Theodor Rohrer

Oder auch besondere BLS-Modelle, die Lieblinge von Fredi Rodel

Auch Fantasiefahrzeuge werden gebaut. Theodor Rohrer baute für einen YB-Fan einen Güterwagen zum Transport des Pokals aus dem Jahr 1986  und des  Meisterschaftspokals, auf den der Fan bis ins Jahr 2018 warten musste.

Gehört die Zukunft des Eisenbahn Modellbaus der 3D-Technik? Werner Rohr hat einige wenige Bausätze des historischen Zuges der Berninabahn bereitgestellt. Zur Zeit sind die Ansichten über die Verwendung der 3D-Technik noch sehr geteilt. Neuere Modelle in 3D von Herrn Kunz (siehe Link "Dachslenberg") konnten aber bereits anspruchsvolle Modellbauer begeistern.

 

Bilder: Der historische Berninazug in Spur 0m von Theodor Rohrer

Von Werner Rohr wurden noch weitere Fahrzeuge in 3D-Technik, in Spur 0m,  hergestellt

Ein täglicher TGV von Bern nach Paris wurde von 2011 bis 2020 durch die Gesellschaft LYRIA betrieben. Der zehnteilige Zug (zwei Triebwagen, sieben Personenwagen, ein Bistrowagen) fuhr via Basel - Mühlhausen - Dijon. Er erreichte zeitweise eine Geschwindigkeit von 320km/Std. Die Triebwagen, verbunden durch zwei Doppelstockwagen, bildeten am 3. April 2007 den legendären Weltrekordzug, der eine Geschwindigkeit von 574,8 km/Std erreichte.

Das letzte grosse Bausatz-Werk von Werner Rohr war dieser Zug. Er stellte 5 Bausätze her, in Messing, die Triebköpfe in Galvaforming, angetrieben von zwei oder vier Maxonmotoren.

 

Bild: Der 4,6 Meter lange TGV LYRIA von Theodor Rohrer auf der Clubanlage in Hindelbank